Die 9 stärksten Sturmfluten an er Ostsee

Sturmflut an der Ostseeküste
Sturmflut an der Ostseeküste

Was ist eine Sturmflut?

Von einer Sturmflut sprechen wir, wenn Hochwasser eine beachtliche Höhe erreicht hat. Die Sturmflut tritt dann ein, wenn die gewöhnliche Flut vom Wind, der landeinwärts fegt, begleitet wird. Dieser Vorgang lässt den Wasserpegel an der Küste und in den Flussmündungen höher steigen. Erreicht das Wasser eine Höhe von mehr als eineinhalb Meter über dem mittleren Hochwasserstand, reden wir von einer Sturmflut.

Eine schwere Sturmflut (auch Ostseesturmhochwasser) bringt einen Wasserpegel ab zweieinhalb Meter mit sich. Hat das Wasser die Höhe von über dreieinhalb Meter übertroffen, nennt man es eine sehr schwere Sturmflut. Eine Sturmflut ist ein oft vorkommendes Ereignis, die schwere Sturmflut hingegen tritt lediglich alle paar Jahre ein. Dauert der Sturm über Tage an, lässt er vorwiegend schwere Sturmfluten entstehen. An den deutschen Küstengebieten ist sie vermehrt im Frühling und Herbst zu beobachten. Die Nordseeküste ist durch seine geografische Lage stärker bedroht als andere Gebiete und doch kam es auch an der Ostseeküste zu verheerenden Sturmfluten.

Die stärksten Sturmfluten an der Ostsee

Allerheiligenflut (01.11.1304)

Die Allerheiligenflut entstand wie alle Sturmfluten: Das Wasser staute sich aufgrund eines langanhaltenden Westwindes, in der mittleren und nördlichen Ostsee. Als der Wind plötzlich die Richtung auf Nordost änderte, brach das angestaute Wasser auf die südwestliche Ostseeküste herein. Den Namen erhielt die Sturmflut aufgrund des Allerheiligentages (der erste November), wobei man sich nicht sicher ist, an welchem Tag genau das Unwetter stattfand. Chroniken zufolge wurden bei diesem Sturm zahllose Häuser und Kirchen in Mitleidenschaft gezogen.

Rügenwalder Sturmflut (15. 09.1497)

Am Mittag des fünfzehnten Septembers setzte ein heftiger Sturm über der Ostsee ein. Haushohe Fluten überschwemmten die pommersche Küste und forderten 5000 Tote. Der Sturm wütete aus Nordwest, weshalb das Fischerdorf Rügenwalde (Darlowo) in eine miserable Lage geriet. Ganze Schiffe wurden von dem tobenden Nordweststurm auf das Land befördert. Wer in der Lage war, suchte Schutz in der höher gelegenen Kirche. Die Bewohner benötigten Jahre, um sich von der Sturmflut zu erholen.

Sturmflut in Warnemünde (10.02.1625)

An der südlichen Ostseeküste kommt es zu der stärksten Sturmflut in der Geschichte von Warnemünde. Ein gewaltiger Nord-Ostwind hatte die Ströme aus der See hoch auf das Land getrieben. Das Wasser riss rund 3100 Menschen aus dem Leben und zerstörte um die 150 Häuser. Der Ort wurde vollkommen überschwemmt, Gebäude einfach weggespült und Schiffe zerschmettert.

Sturmflut des Jahrhunderts (12.11.1872)

Es geschah in der Nacht des 12. Novembers 1872, als eine wuchtige Sturmflut die südliche Ostseeküste von Pommern bis Dänemark heimsucht. Alle Befestigungen, welche zuvor aus Strandhafer, Kiefer und Laubholz errichtet wurden, sind an der Wucht der zweitägigen Sturmflut kläglich gescheitert. 273 Menschen kommen an der südwestlichen Ostseeküste ums Leben. Dieses Naturereignis in der Nacht zum 13. November zählt als Sturmflut des Jahrhunderts. Danach ist das Wasser nie mehr so hochgestiegen. Was zu dieser Katastrophe führte, war das Zusammenspiel vieler Komponenten: Die Windrichtung und Stärke, der Küstenzustand, die Strömungen sowie das Wetter trugen alle dazu bei.

Man könnte es folgenderweise wiedergeben: November, wie üblich zu dieser Jahreszeit tobte ein starker Wind aus Südwest und ließ das Wasser der Ostsee in Richtung Finnland fließen. Zu gleichen Zeit kamen aus der Nordsee Wassermassen in die westliche Ostsee. Plötzlich wechselte der Wind und kam aus Nordwest. Das ließ die Ostsee zurückfluten und dabei staute sich das Wasser. Der Höchststand des Wassers am darauffolgenden Tag betrug 2,71 Meter.

Das Wasser überflutete ganze Häuser. Die Einwohner flohen in die Kirche und mussten bald darauf mit Booten herausgeholt werden. Die Insel Hiddensee, welche gemäß Chroniken schon 1304 durch die Allerheiligenflut von der Insel Rügen getrennt worden ist, wurde erneut überflutet. Die Mehrheit der Gebäude ist zerstört oder beschädigt worden.

Sturmflut in Kiel (31.12.1904)

Bereits am Abend vorher fiel heftiger Regen in Kiel, begleitet vom starken Südwestwind. Im Verlauf des Tages wechselte der Sturm seine Richtung und kam aus Nordost. Der Wasserpegel stieg die Nacht über und überflutete die ganze Hafenregion. Die Einwohner taten sich daran, die Häuser mit Sandsäcken abzudichten, doch das Wasser war nicht aufzuhalten. Es erreichte einen Stand von 2,65 Meter über dem mittleren Hochwasserstand und richtete enorme Schäden an. Schiffe waren versunken, Lagerbestände ruiniert, Boote demoliert und vieles mehr. Erst am Neujahrsmorgen zog sich die Flut zurück.

Sturmflut Rerik, Wismar, Ückeritz (03.11.1995)

Bei dieser Sturmflut mit einem Wasserstand von über 1,6 Meter wurden massenhaft Schäden angerichtet. Auf Poel sind Massen an Erde angespült worden, sodass die Altstadt von Wismar unter Wasser lag. Ganze Dünenanlagen sind ebenfalls beschädigt und die Straßen unzugänglich gemacht. Die Höhe der Schäden betrug mehrere Millionen DM.

Sturmflut dank „Anna“ (21.02.2002)

Der Orkan „Anna“ mit einer Geschwindigkeit von mehr als 150 Stundenkilometer bringt Verwüstungen mit sich. In Wismar, Stralsund und Rostock steigen die Pegel auf 1.6 Meter über dem normalen Mittelstand. Die schwerste Sturmflut seit sieben Jahren hat viele Straßen unpassierbar gemacht und Keller überflutet. Die Feuerwehr verteilte Säcke an die Einwohner, damit sie ihre Häuser schützen können.

Sturmflut auf Usedom (01.11.2006)

Ein heftiger Sturm saust über die Ostsee und bringt eine schwere Sturmflut mit Wasserständen von mehr als 1,6 Metern an die Südküste der Ostsee. Auf Usedom und Fischland-Darß werden Dünen durch die Wassermassen beschädigt. Die Schäden werden auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Wie schon vier Jahre zuvor sind viele Seebrücken auf Usedom und Rügen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Sturmtief „Axel“ in Kiel, Rostock, Warnemünde, Lübeck, Wismar und Usedom (04.01.2017)

Die stärkste Sturmflut seit 2006 erreichte mehrere Städte gleichzeitig. Das Hochwasser überflutet Fußgängerwege, setzt Autos und Häuser unter Wasser und überspült Deiche. Mit einem Wasserstand von bis zu 1,8 Meter über dem Mittelstand verursacht auch diese Sturmflut schwere Schäden.

Sturmfluten werden wahrscheinlich auch in Zukunft die Ostseeküste aufsuchen. 

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