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Winter Impressionen
Um dich auf dem folgenden Beitrag einzustimmen, sieht dir erst mal dieses Video an. Ein Ostsee Urlaub im Winter, bei Eis und Schnee, hat durchaus seinen Reiz.
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DatenschutzhinweisOstsee Eisbeobachtungen
Die ersten Eisbeobachtungen an der Ostsee stammen aus Sankt Petersburg, Russland im 18. Jahrhundert. Umfassende Aufzeichnungen zur Eisentwicklung auf der Ostsee sammelt die deutsche Seewarte erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Die deutsche Seewarte unterscheidet zwischen extrem starken, starken, normalen und milden Eiswintern des baltischen Meeres. Das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock geht von einer Verminderung der Kälteentwicklung aus. In den 50 Jahren, in denen das BSH Wetterdaten, Aufzeichnungen zu Wasser und Eis sammelt und als „Eisatlas“ aufstellt, zeigt sich deutlich, dass die Eisentwicklung in den letzten 50 Jahren abgenommen hat.
- Lukic, Katja (Autor)
Die Klimaentwicklung und Erderwärmung hinterlässt an der Ostsee auch ihre Spuren. So ist es in den letzten Hundert Jahren an der Ostsee um 0.85K wärmer geworden. Weltweit betrug die Erwärmung 0.75K.
Die Einheit Kelvin steht zu Grad Celsius folgendermaßen: C= K-273.15. Das heißt 0 Grad Celsius entsprechen 273.15K. Wichtig ist, dass mit der Einheit Kelvin Differenzen angegeben werden, während mit Celsius ein Verhältnis ausgedrückt wird (Beispiel: der Temperaturintervall zwischen 10 Grad Celsius und 20 Grad Celsius ist gleich dem Temperaturintervall zwischen 20 Grad Celsius und 30 Grad Celsius) Übrigens arbeitet ein internationales Team aus Physikern und Naturwissenschaftlern an einer Neudefinition der Einheit Kelvin.
Abenteuer wie die der MS Stars auf ihrer Mittelmeerfahrt im Winter 1962/63 wird es wahrscheinlich in näherer Zukunft nicht geben. Die MS Stars, ein altes Tonnage-Schiff blieb, nachdem sie Liverpool und die warmen Golfstromgewässer verlassen hatte zwischen Skagen und Wismar im Eis stecken. Die Mannschaft der MS Stars verwendete den Anker als Eisbrecher und arbeitete sich so bis Wismar vor.
Bilder Ostsee im Eis / Winter
Wilde Geschichten aus dem Mittelalter
In den Chroniken der Küstenstädte sind schon jahrhundertelang Berichte zu eisreichen Wintern zu finden, da diese immer eine massive Einschränkung im Leben der Küstenregionen nach sich zogen. Einstellung der Schifffahrt und Fischerei zum Beispiel. Chroniken aus dem Mittelalter überliefern wilde Geschichten, in denen das Mare Balticum im Winter regelmäßig mit einer durchgängigen Eisschicht bedeckt war. Und die Ostsee von Händlern und Räuberbanden zu Fuß überquert wurde. Inklusive der Errichtung von Wärmestuben, Herbergen und Handelsrouten Checkpoints. Aus dem Jahr 1322 wird berichtet, wie Straßenräuber aus dem Slawenland übers Eis nach Dänemark gezogen seien um dort ganze Gegenden auszurauben.
Zum Winter 1459/60 berichten die Chronisten, der Winter sei so hart gewesen, dass Fußgänger von Dänemark nach Lübeck gelaufen seien.
Video Eisbrecher Preussen 1956
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DatenschutzhinweisPhysikalische Eigenschaft von Wasser
Wasser gefriert aufgrund einer Dichteanomalie von oben nach unten und nicht linear. Die Anzahl der in Wasser gelösten Teilchen ist, je nach Wassertiefe unterschiedlich. Wasser besteht damit aus unterschiedlichen Schichten. Damit nimmt der Salzgehalt des Ostseewassers in Richtung Meeresgrund ab und die unteren Anteile sind im Vergleich zur oberen Wasserschicht gesehen wärmer. Das heißt, es kann sich kein Eis bis in die tiefen Wasserschichten oder den Meeresgrund bilden, da das Wasser in den tieferen Schichten zu warm ist.
Nach demselben Prinzip überleben Goldfische den Winter auf dem Grund des Gartenteichs.
Im Rekordwinter 1986/87 deckte das Eis auf der Ostsee die Küsten der nördlichen Anrainerstaaten Russland, Finnland, Schweden, die drei baltischen Länder bis an die polnische Ostseeküste. Alle Ostsee Anrainerstaaten besitzen Eisbrecher-Flotten, die im Winter regelmäßig zum Einsatz kommen um die Fahrrinnen frei zuhalten.
Salzgehalt senkt den Gefrierpunkt
Der Gefrierpunkt von Wasser liegt bei 0 Grad Celsius. Salzgehalt senkt den Gefrierpunkt weiter in den Minusbereich. Das heißt, es muss kälter sein und es dauert länger bis Salzwasser zufriert. Die Ostsee ist ein Binnenmeer. Der Salzgehalt ist mit 0.2-1.8% im Vergleich zu anderen Meeren niedrig. Die Nordsee zum Beispiel hat einen Salzgehalt von 3.5%.
Außerdem sinkt der Salzgehalt der Ostsee Richtung Osten. An der Küste Finnlands und Schwedens liegt der Salzgehalt zwischen 0.3-0.5% während er an der Küste Schleswig Holsteins bis 1.8% betragen kann. Die Eisschicht geht durch den niedrigeren Salzgehalt an der Ostküste tiefer als an der südlichen Ostseeküste. (Eisschicht vor Schleswig Holstein bis zu 70cm, vor Finnland und Schweden bis zu 120cm.) Vor Helsinki bilden sich jedes Jahr Eisschollen und eine geschlossene Eisdecke. Finnland unterhält die größte Eisbrecher-Flotte der Ostseeanrainer.
Wind bildet Eiswände
Die Herbsttürme bringen kalte Luft an die Ostsee. Sie sind durch Tiefdruckgebiete aus dem Nordatlantik bedingt und kommen aus nordwestlicher Richtung. (Westwind ist übrigens die Hauptwindrichtung in Deutschland.)
Die Stärke und Dauer der Herbststürme spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Eis auf der Ostsee. Je früher sie einsetzen und je länger sie anhalten, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit einer sich immer weiter schließenden Eisdecke.
Durch den heftigen Wind können sich bis zu 20 Meter hohe Eiswände bilden.
Aus Treibeis entstehen meterhohe Eisberge. Eventuelle Risse und Löcher im Eis sind nach Schneefall unsichtbar unter der Schneedecke verschwunden. Der Winter 1995/96 ging als „Ostwind-Winter“ in die Wetteraufzeichnung ein. Aber komplett zugefroren war die Ostsee in diesem Winter nicht.